Öllingen - Unsere Geschichte
Wappen
In Rot ein aufgerichteter silberner (weißer) Löwe, in den Vorderpranken ein silbernes (weißes) Hochkreuz haltend.
Der silberne Löwe in Rot ist vom Wappen der Grafen von Dillingen abgeleitet. Diese haben im Jahre 1143 den hiesigen Fronhof und ein Viertel der Ortskirche dem Kloster Anhausen an der Brenz übergeben. Deshalb trägt der Löwe ein Kreuz in den Pranken, das zugleich als Hinweis auf historische Beziehungen zum Chorherrenstift Wiesensteig angesehen wird. Diesem hatte Kaiser Ludwig der Bayer im Jahre 1330 das Patronat der Öllinger Kirche übergeben. Das Wappen wurde von der Landesregierung am 21. Februar 1955, die Flagge vom Landratsamt am 1. Oktober 1984 verliehen.
Flagge: Weiß-Rot (Silber-Rot).
Geschichte
Beschreibung vom Oberamt Ulm von 1897
Die Beschreibung des Oberamts Ulm erschien 1836 als elfte in der 64 Titel umfassenden ersten Serie der Beschreibungen aller württembergischen Oberämter und ihrer Gemeinden.
29. Öllingen,
ein evang. Pfarrdorf, 51/2 St. nordöstlich von Ulm mit 359 Einw., C. A. Langenau, F. A. Alpeck. Den großen Zehnten hat der Staat, den kleinen haben, nach den drei Abtheilungen der Markung in den altwürtembergischen, den Blenhardter und den Dadelfinger Zehntbezirk, der Staat, die Ortspfarrei und die Pfarrei Setzingen zu beziehen; die Ortspfarrei hat auch den Großzehnten aus 5 Jauchert, den Obst- und Blut-Zehnten und etwas Heuzehnten; 27 M. Äcker sind Doppelzehntig. Die Grundlasten betragen 47 fl. in Geld und 913 fl. in Naturalien, wovon der Staat ungefähr die Hälfte, das Übrige der Spital und die Kirchenpflege Ulm, die Ortspfarrei, die von Rothische Familienstiftung u. a. zu erheben haben. Das Patronat ist königlich, früher gehörte es dem Stift Wiesensteig.
Öllingen, ehemals Ellingen geschrieben, liegt an und auf einer von der Alp auslaufenden mittägigen Anhöhe, zur Seite des Donautals und genießt eine unvergleichlich schöne Aussicht. Die Kirche zu St. Martin steht auf der Höhe, das Schulhaus ist mit dem Rathause verbunden. Die Erhaltung der Kirche liegt der Stiftungspflege ob, die Baulast des Pfarrhauses hat der Staat. Als die Kirche 1717 und 1718 größtenteils neu hergestellt wurde, trug das Stift Wiesensteig 300 fl, der Spital Ulm, wegen seines Zehnten 300 fl., die Gemeindekasse 300 fl., und das Ulmische Ärar 875 fl. bei. Der Ort hat guten Getreide- und Flachsbau und gute Obstzucht; man trifft hier insbesondere auch schöne Walnussbäume an, die sonst selten sind; seit 1825 wird auch Hopfen gebaut. Der Weber Kastler treibt gegenwärtig auch einen nicht unbedeutenden Leinwandhandel. Auch ist eine Schildwirtschaft und eine Bierbrauerei im Ort. Seit 1828 führt eine gute Straße von Rammingen durch Öllingen nach Setzingen und auf die Nürnberger Straße. Bis 1786 nahm die reitende Post von Ober-Elchingen ihren Weg durch Öllingen nach Giengen und Nördlingen.
Öllingen gehörte früher zur Herrschaft Alpeck und kam mit Alpeck 1383 an Ulm, das 1607 und 1614 durch Tausch auch die Güter und Gefälle der Klöster Elchingen, Herbrechtingen, Wengen, Kaisersheim, des Deutschordens etc. erwarb und von Andern schon früher erworben hatte.
Das Patronatsrecht oder die Kirche war Reichslehen und wurde 1330 von K. Ludwig dem Bayer dem Stift Wiesensteig geschenkt, das auch bis zu seiner Auflösung im Besitze blieb. Die Zehnten waren, wie oben schon bemerkt worden, geteilt, der altwürtemb. Zehnte rührt von der Schenkung an das Kloster Anhausen her: nach der Urkunde von 1143 wurde dem Kloster mit der Martinskirche zu Langenau (s. Langenau) auch der vierte Teil der Kirche in Ellingen nebst dem Frohnhof geschenkt. Der Zehnte der 1567 abgebrochenen St. Gertruden Kapelle wurde 1373 von den Grafen v. Alpeck-Werdenberg an den Bürger Hundtfuß in Ulm für 1761/2 fl. verpfändet und von diesem 1387 an die Stadt abgetreten. 1609 verkaufte die Pfarrei Illerzell ihr Lehengut in Öllingen. an die Stadt Ulm für 875 fl. Die Verteilung der Markung in Zehntbezirke und deren Benennung: Blenhardter, Dadelfinger Bezirk rührt von abgegangenen Orten her, s. Setzingen. An einem Berge gegen Rammingen, südöstlich, wird viel gelber Sand gegraben.
Sand, als Ablagerung längst vertrockneter Gewässer, findet man südwestlich und südöstlich von Grimmelfingen von nicht unbedeutender Mächtigkeit. Er besteht aus erbsen- bis haselnußgroßen Quarzkörnern, und darf als eine mit dem Gerölle Oberschwabens gleichzeitig erfolgte Alluvion angesehen werden. Auch an einem Berge bei Öllingen wird gelber Sand gegraben, der zum Scheuren und Bauen benutzt wird.
http://de.wikisource.org/wiki/Beschreibung_des_Oberamts_Ulm/Langenau_bis_Westerstetten
Über Öllingen ist in den Unterlagen des Landesarchivs folgendes zu finden.
Visitenkarte
Öllingen liegt in der nordwestlichen Spitze des Alb-Donau-Kreises und grenzt im Norden schon an den Landkreis Heidenheim. Die mittelgroße Gemarkung erstreckt sich naturräumlich über den Bereich der Niederen Flächenalb. An die im Norden liegende Schichtkalkschüssel bei der Bocksteinhöhle schließt sich nach Süden die lehmbeckte Kalkplatte der Flächenalb an. Der höchste Punkt auf der Gemarkung liegt bei 558 m, der tiefste Punkt bei 472 m. Öllingen kam 1803 zunächst an Bayern, ging dann aber 1810 an das Königreich Württemberg über, das den Ort dem Oberamt Albeck zuwies. 1819 wurde das Oberamt Albeck aufgelöst und mit dem Oberamt Ulm zusammengelegt, aus dem 1934 der Kreis und 1938 nach Gebietsveränderungen der Landkreis Ulm wurde. Im Zuge der Kreisreform 1973 wurde der Landkreis Ulm aufgelöst und Öllingen Teil des Alb-Donau-Kreises. Das Dorf Öllingen liegt weithin sichtbar am Südrand der Stotzinger Flächenalb am Hang. Die seit 1945 entstandenen Neubaugebiete ziehen sich die Niederung hinunter. Im Süden und Osten des alten Ortes wurden im Bereich um Taubenstraße und Rosenweg ab 1960 neue Bauflächen für Ein- und Zweifamilienhäuser geschaffen. An der Siedlungsstraße ließen sich zusätzlich auch Gewerbebetriebe nieder. Ab 1971 wurde auch der ehemals von landwirtschaftlichen Gebäuden geprägte Tulpenweg mit Wohnhäuern bebaut. Ab 1980 begann dann auch die Besiedlung im Südosten am Kirchleswiesenweg und Birkenweg, die sich von hier aus weiter nach Süden ausdehnt. Die Gemeinde ist über Kreisstraßen an den überörtlichen Verkehr angeschlossen. Der ÖPNV erfolgt durch Buslinien.
Topographie
Gemarkung der Lonetal-Flächenalb. Der bewaldete Nordteil ist landschaftlich bestimmt durch den Einschnitt des Lonetals, das dort die Grenze bildet. Am Sandberg im Südosten liegt über dem Weißjura noch ein Rest Tertiär (Untere Süßwasser- und Obere Meeresmolasse). Im Übrigen wird der Weißjura weitgehend von der lehmigen Albüberdeckung verhüllt.
Ortsgeschichte
Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Das Dorf liegt an einem flachen Südhang der Flächenalb. Neubaugebiet im Südosten.
Historische Namensformen:
- Elingen
- Ellingen
Geschichte:
Anfang 12. Jahrhundert (Корie 16. Jahrhundert) Elingen, 1143 Ellingen (Personenname Elb), älteste Siedlungsschicht. Die Pfalzgrafen von Dillingen vergaben 1143 hiesigen Besitz dem Kloster Anhausen. Im 13. Jahrhundert gehörte der Ort zur Herrschaft Albeck und wurde mit dieser 1383 an Ulm verkauft; er zählte zum Oberamt Langenau. Auch der Grundbesitz gelangte seit dem 14. Jahrhundert weitgehend an die Reichsstadt, die um 1790 fast alleiniger Grundherr war. 1803 zu Bayern, 1810 zu Württemberg. Oberamt (1938 Landkreis) Ulm.
Kirche und Religion
Ersterwähnung: 1143
Kirchengeschichte:
Kloster Anhausen erhielt 1143 neben einem Fronhof 1/4 der hiesigen Kirche (Sankt Martin oder Sankt Ulrich) von den Pfalzgrafen von Dillingen. Später war das Patronat Reichslehen, das 1330 Ludwig der Bayer dem Stift Wiesensteig übergab. Reformation. Die evangelische Pfarrkirche ist eine romanische Anlage, 1717/18 erweitert und neuer Turmoberteil mit Zwiebelhaube. 1976 Gesamtrenovierung, 2012 Renovierung der Außenfassade und des Glockenstuhles. Pfarrei heute von Asselfingen aus versorgt. Katholiken nach Rammingen.
Patrozinium: Sankt Martin oder Sankt Ulrich
Wehrkirchenanlage bestehend aus Pfarrkirche St. Ulrich und den Resten der einstigen Befestigung (Sachgesamtheit nach §12 DSchG).
Evangelische Pfarrkirche St. Ulrich, Saalkirche mit gestreckt dreiseitigem Ostabschluss, 1717/18.
Westturm auf quadratischem Grundriss, vermutlich 13. Jahrhundert. Oktogonaler Turmaufbau mit Zwiebelhaube und Sakristeianbau im Süden, 1717/18 (Eingetragenes Kulturdenkmal nach §28.1.2 DSchG).
Wehranlage, bergfriedähnlicher Kirchturm mit schmalen Schießscharten; verputzte Bruchsteinmauer mit Biberschwanzabdeckung an der Innenseite, schwere Böschungspfeiler im Osten; rundbogiges Eingangsportal und ehemaliges Beinhaus in Südwestecke der Ummauerung, 1583 erstmals urkundlich erwähnt (Eingetragenes Kulturdenkmal nach § 12 DSchG).
Es finden sich insgesamt 15 verschiedene Dokumente im Landesarchiv über Veröffentlichungen von Öllingen oder wo es erwähnt wird.
Im Landesarchiv finden wir insgesamt 7 Urkunden wo Öllingen erwähnt wird.
- Heinrich von Gottes Gnaden Markgraf von Burgau eignet (approprietavimus – – transferentes – – omne ius proprietatis possessionis ac dominii) dem Kloster Kaisheim 2 Huben in Öllingen, die Adelheid von Asselfingen demselben geben will (cum Adelheidis dicta de Aslabingen uxor Ulrici dicti Fulhin duas hu{o}bas sitas in Ellingen quarum una vulgo dicitur des Kurtzen hu{o}be, alteram vero . . dictus Sneiter incolit – – vendere vel legare in anime sue remedium decrevisset), nachdem deren Träger Albert genannt von Sontheim (qui nomine ipsius Adelheidis ipsas tenebat a nobis titulo feodali existens baiulus bone fidei earundem) sie ihm aufgelassen hat. Siegler: Der Aussteller. Datum et actum anno domini millesimo ducentesimo nonagesimo VIII., kalendas Octobris.Beteiligte: Heinrich; Markgraf von Burgau [Aussteller]
Erstellt (Anfang): 01.10.1298 [1298. Oktober 1.]
Objekttyp: Urkunden:
Quelle/Sammlung:
WUB Band XI., Nr. 5170, Seite 165-166
Beteiligte: Ulrich; Graf von Helfenstein [Aussteller]
Erstellt (Anfang): 21.05.1299 [1299. Mai 21.
Objekttyp: Urkunden
Quelle/Sammlung: WUB Band XI., Nr. 5279, Seite 245
- Comburger Schenkungsbuch. Graf Rugger erwirbt dem hl. Nikolaus in Comburg unter angegebenen Bestimmungen das Gut Öllingen.Erstellt (Anfang):
[Ohne Zeitangabe. (1078–1093/95).]
Objekttyp: Urkunden
Quelle/Sammlung: WUB Band I., Nr. A5, Seite 394
-Markgraf Heinrich von Burgau schenkt um seines Seelenheils willen alle seine Güter in Rammingen (villa Rammungen) und in Lindenau (Lindinawe) mit allen Leuten und dem Patronatsrecht der beiden dortigen Kirchen und 2 Gütern oder Huben zu Öllingen (villa Ellingen) und einen Hof in Langenau (Nawe), deren Eigentumsrecht ihm gehörte, dem Abt Trutwin und dem Konvent des Klosters Kaisheim (Cesarea), Cistercienser Ordens, Augsburger Diözese unter dem Beistand seines Neffen (nepos) Heinrich mit allen Rechten, die seine verstorbene Schwester, die Gräfin von Löwenstein, dort besass, ausgenommen seine Lehenleute und Lehengüter; er freit zugleich die Güter von allen Lasten (ab omni iure exactionis, procurationis, defensionis, advocatie). Dafür soll das Kloster nach seinem Tode an seinem Jahrtage und den folgenden Tagen 2 Karren Wein zu seinem Gedächtnis im Refektorium reichen. Siegler: Der Aussteller. Testes: dominus Cunradus de Berge, dominus Marquardus de Blaychun, dominus Cunradus dictus Gnu{e}chse de Rymshart, dominus Cvnradus de Burgo{v} milites, item Arnoldus de Gerenberc, Eglolfus dictus Schrage, Eberhardus frater suus, Eglolfus dictus Blarrar, Cunradus frater suus dicti de Knoringen ministeriales nostri. Datum anno domini MCCLXXXVI., kalendas Aprilis.Erstellt (Anfang): 01.04.1286 [1286. April 1.]
Objekttyp: Urkunden
Quelle/Sammlung: WUB Band IX., Nr. 3526, Seite 72-73
- Ritter Otto von Berg verkauft dem Komtur zu Ulm einen Hof in Ellingen.Beteiligte: Otto; von Berg, Ritter [Aussteller]
Erstellt (Anfang): 13.04.1299 [1299. April 13.]
Objekttyp: Urkunden
Quelle/Sammlung: WUB Band XI., Nr. 5257, Seite 230-231
- Papst Honorius III. bestätigt die durch die Päpste Calixt II. und Innozenz II. verfügte unmittelbare Unterstellung des Klosters Elchingen unter den päpstlichen Stuhl, sowie verschiedene Einrichtungen und Besitzungen desselben an einer größeren Reihe genannter Orte und nimmt es in seinen Schutz.Beteiligte: Honorius III.; Papst [Aussteller] Erstellt (Anfang):16.08.1225 [1225. August 16.]
Objekttyp: Urkunden
Quelle/Sammlung: WUB Band V., Nr. N29, Seite 415-418
- Bischof Walter von Augsburg bekräftigt feierlich die von ihm und seinen Brüdern vollendete Stiftung des Klosters Anhausen unter Aufzählung der demselben verliehenen Begünstigungen und zahlreichen Besitzungen.Erstellt (Anfang):00.10.1143 [(1143 Oktober)]
Objekttyp:Urkunden
Quelle/Sammlung: WUB Band II., Nr. 318, Seite 26-29
Des Weiteren finden wir auch eine Liste mit Öllinger Bürger die ausgewandert sind.
In Unten aufgeführter Homepage des Landesarchives finden sie noch einiges mehr über unsere Gemeinde.
http://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/16916/%C3%96llingen
In den Tübinger Geographischen Studien im Heft 58 Sonderband
Ländliche Unterschichten und ländliche Siedlung in Ostschwaben
Vom Herausgeber Herman Grees von 1975 findet sich über Öllingen die unten aufgeführte Beschreibung.
20. Öllingen, Kreis Ulm (Karte 37)
Auch Öllingen (1912: 367 E.) erscheint 1143 unter den Orten, in denen Güter liegen, die zum Dillingischen Stiftungsgut für das Kloster Anhausen gehören. Es handelt sich dabei neben einem Viertel des Kirchensatzes( das Patronat der Kirche war Reichslehen) um einen Fiskalhof und sein Zubehör. Dieser Komplex lässt sich über die Urbare des Klosters Anhausen von 1474 und 1526 fassen und dann durch den Verkauf an Ulm im Jahre 1536 und das Ulmer Urbar von 1710 weiter verfolgen. Dazu gehören der Hof 8 auf der Höhe über dem Hang, an dem sich die Straße emporwindet, der entlang sich das Dorf entwickelt hat, sowie drei den Hof umgebende Lehen, ein weiteres Gütlein und 2 Selden, Anwesen, deren Bezeichnungen wechseln. Ob sie das Ergebnis späterer Abtrennungen sind oder bereits 1143 zu den Pertinentien des Hofes gehörten, lässt sich nicht entscheiden. Zu dem einstigen Reichsgutkomplex gehört mit Sicherheit auch Hof 6, das wichtigste der Güter des Klosters Elchingen in Öllingen, die in der Bestätigungsurkunde von 1225 als 3 Mansen erscheinen. Um 1500 besteht der Elchinger Besitz aus diesem Hof , 2 Gütern und 4 Selden, die 1607 an Ulm kommen. Damit erweist sich der Komplex unmittelbar östlich der Kirche aus den Höfen 6 und 8 sowie den benachbarten Huben oder Lehen als die ursprüngliche Siedlungszelle Öllingen, an die sich im Süden noch ein Lehen des Klosters Herbrechtingen anschloss ,das Ulm,1607 ebenfalls an sich brachte.
Dazu kommt jenseits der Kirche der Hof des Ulmer Spitals (Nr. 1), der 1344 bereits genannt ist und ursprünglich zur Ulmer Katharinenkirche gehörte. Außerdem besaßen das Kloster Kaisheim, das Ulmer Wengenkloster, die Ulmer Sammlung und die Deutsch- ordenskommende Ulm seit dem 13./14.Jh. Lehengüter", in Öllingen (s. OAB Ulm II S. 584) sowie mehrere Ulmer Bürger, deren Güter die Stadt teilweise ebenfalls erwarb.
Im Einzelnen ist die genaue Rekonstruktion der Verhältnisse dadurch erschwert, dass die Unterlagen der nichtulmischen Grundherren zum Teil nicht greifbar sind und dass in Öllingen die Hofzerschlagungen bereits vor der Anlage des Primärkatasters von 1827 einsetzen. Soviel aber ist sicher, dass die 35 Selden, die im 18. Jh. Vorhanden sind und zu denen noch mindestens 5 abgegangene, nicht mehr wiedererbaute Selden kommen, wesentlich an der Dorfentstehung beteiligt sind. Eine wichtige Rolle hat dabei aber sicher auch die Tatsache gespielt, dass rund um Öllingen ein Kranz von Siedlungen abgegangen ist (Tadelfingen, Blenhart, (Urbach, Weidach, Birken, Baumbronnen?), deren Fluren mindestens teilweise von Öllingen aus bewirtschaftet wurden. Es gab in Öllingen kein bäuerliches Anwesen und kaum eine Selde, die nicht Feldlehen oder Einzelgrundstücke in diesen Bereichen nutzten, und einige der Huben, Lehen oder Güter haben hauptsächlich dort ihre Wirtschaftsflächen. Ob bei der Dorfentwicklung die beiden abgegangenen, nicht mehr genau lokalisierbaren Kapellen St. Gertrud und St. Katharina als sekundäre Siedlungszellen, d.h. als Standorte peripher liegender bäuerlicher Anwesen und Selden, eine Rolle gespielt haben, lässt sich beim derzeitigen Kenntnisstand nicht sagen. Im S des Dorfes erscheint dies durchaus möglich (Flurname „Kirchleswiesen“).
Hier die Karte Öllingen Anfang 19. Jahrhundert
In der Kreisbeschreibung des Alb-Donaukreises von 1992 finden wir über Öllingen folgendes.
809 ha Katasterfläche, 401 (397) Einwohner, Gemarkung Öllingen.
Naturraum und Siedlung
Natürliche Grundlagen. - Die mittelgroße Gemarkung liegt auf dem Südteil der Niederen Flächenalb. Ihren Nordteil bestimmt die Schichtkalkschüssel bei der Bocksteinhöhle, die randlich zum Lonetal ausgeräumt wurde. Südlich schließt sich die reichlich Karstkleinformen tragende, lehmbedeckte Kalkplatte der Flächenalb nördlich der Siedlung an: Tadelfinger Acker 543 m. Nach Süden fällt die Verebnung etwas ab und erreicht in den Fuchsloch-äckern und in der Flur Hohler Berg westlich von Öllingen noch Höhen von 510-500m.
Im Bereich des Bühls nördlich und im Gemeindegebiet östlich von Öllingen wird die Kalkplatte der oberen Juraschichten von einem 20-30m mächtigen Sandkörper überdeckt, einer Schichtkuppe aus Unterer Süßwasser-und Oberer Meeresmolasse des mittleren und jüngeren Tertiärs: Sandberg 538m, Sandäcker 540m, Wasserbehälter Öllingen 543 m. An ihrem Westhang liegt Öllingen (532 m).
Den Südteil der Gemarkung, die Fluren Wässerle Langgarten, Gehrle, Wannenbergäcker, Schönenberg und Urbach, bildet ein großer Ausraum in Schichten des oberen Weißen Jura. Er gehört zum Nordostrand der Langenauer Mulde, zu der er sich von 500m auf 470m in der südlichen Gemeindegrenze abdacht. Das Zentrum und die Tiefenlinie des Ausraums markiert ein zur Nau ziehendes Bächlein, das aus den mergeligen Weißjuraschichten einzieht.
Siedlungsbild. - Weithin sichtbar liegt das kleine Dorf am Südrand der Stotinger Flächenalb östich über der sich zur Donauniederung öffnenden Langenauer Mulde. Es Schmiegt sich an den Hang und wächst mit seinen Neubaugebieten in die Niederung hinunter.
Der alte Ortskern gruppiert sich um die von Setzingen im NW kommende Hauptstraße, die sich – mit einem scharfen Knick an der Kirche - durch den Ort nach Süden in Richtung Langenau windet. Vom hoch ummauerten Friedhof umgeben, überragt die Kirche als ehem. Wehranlage die Dächer des Dorfes. Zum schmiedeeisernen Friedhofstor führt ein längerer, steiler Treppenaufgang. Mehrmals umgebaut, besitzt die Kirche heute einen Turm, dessen quaderförmiges Untergeschoß einen schmäleren barocken Achteckigen Aufsatz trägt, abgeschlossen von einer kupfernen Zwiebelhaube. Schräg gegenüber ziert ein Vorgarten das große, 1967 renovierte, traufseitige Pfarrhaus. Mit dem Treppenaufgang zur Hauptstraße steht gleichfalls traufseitig das Schul- und Rathaus (1878 aufgestockt). Von Setzingen her säumen kleine bäuerliche Anwesen teils giebel-, teils Traufseitig, darunter auch- ehem. Selden, die Hauptstraße. Hier befindet sich der älteste Gasthof, der Hirsch (mit Landwirtschaft) von 1830, allerdings 1980 neu Aufgebaut. Ebenfalls Landwirtschaft betreibt das giebelständig Gasthaus Zur Sonne, in dessen Nähe ein sehr alter eingeschossiger Langhof seinen Giebel zeigt.
An der Straßengabelung Hauptstraße/Ramminger Straße entstand 1973 die neue Raiffeisenbank mit Lagerhaus. Eine sehr alte frühere Selde blieb hier erhalten. Am unteren Teil der Hauptstraße, der in die Niederung führt, finden sich noch kleine Ausgeding-und Beiwohnerhäuschen in den Innenhöfen zweigeschossiger großer Bauerngehöfte. Durch An- und Umbauten entstand außerdem aus einem alten Bauernhof ein Hakenhof. Am Ortsausgang nach Langenau hin folgen weitere Bauerngehöfte und Wohnhäuser der Jahrhundertwende. Auf die einzige noch vorhandene Hüle, die sog-'Schullach* (gleichzeitig Löschwasserteich) trifft man am Postweg. Im Süden und Osten entstanden nach dem 2. Weltkrieg neue Wohngebiete. Die Bebauung sowohl der Taubenstraße als auch des Rosenwegs (überwiegend Zwei- und einige Einfamilienhäuser) geht auf die Jahre um 1960 zurück, desgleichen an der Siedlungsstraße, an der sich auch einige Gewerbebetriebe niedergelassen haben. Am Tulpenweg folgt auf die anfangs noch älteren landwirtschaftlichen Anwesen, auch ehem. Selden, ab 1971 Wohnbebauung. Das jüngste Neubaugebiet, aus Einfamilienhäusern in großen Gärten bestehend wurde 1980 am Kirchleswiesenweg und am Birkenweg im SO begonnen.
Bemerkenswerte Bauwerke. - Öllingen ist ein Haufendorf, an dessen weitgehend durch Landwirtschaftliche Gebäude geprägten Ortskern sich südöstlich ein Neubaugebiet anschließt. In dem höhergelegenen Nordteil des Dorfes liegt innerhalb einer hoch ummauerten Friedhofsanlage die ev. Pfarrkirche, deren Patrozinium unterschiedlich dem hl. Martin oder dem hl. Ulrich zugegeben wird. Die Friedhofsanlage des Kirchplatzes lässt am besten innerhalb des Landkreises die Funktion des Wehrfriedhofes erkennen, in dem in Kriegsfällen die Bevölkerung Zuflucht nahm.
Charakteristisch dafür ist die Eingangssituation mit den flankierenden Mauern, neben denen das Sogenanne „Körperhäusle", ein ehemaliges Beinhaus, steht. Die Kirche ist eine einschiffige Anlage mit einem gestreckten dreiseitigen Chorabschluss und einem quadratischen, nach Süden aus der Achse gerückten Westturm. Romanische Substanz findet sich im unteren Teil des Turmes sowie in der Südwand des Schiffes. Die übrigen Teile des Kirchenbaues gehen auf eine barocke Erweiterung der Kirche zurück, die einer bereits in gotischer Zeit erfolgten Verlängerung der Kirche nach Osten folgte.
Im Anschluss an die Erweiterung erhielt der Turm 1717/18 einen oktogonalen Aufsatz und seine Zwiebelhaube. Das Innere des Kirchenbaues wurde 1975/76 neu organisiert. Hinter dem neuen Tischaltar steht das große Kruzifix, das um 1520 durch eine Werkstätte des Umkreises Gregor Erharts geschaffen wurde; die Kanzel (1682) fand ihre Verwendung als Ambo. Aus der gleichen Zeit stammt auch der Taufstein mit der Stifterinschrift. Neu ist die Anordnung der Emporen, an deren Brüstung die Bilder Christi und der Apostel Platz fanden, die Christoph Nikolaus Kleemann aus Ulm 1722 schuf. Die Orgel, von der Chorempore auf die 'Westempore versetzt, ist ein 1893 erweiterter Prospekt der Anlage um 1720. - Das zu der Kirchenanlage gehörende Pfarrhaus, das seinen Platz an repräsentativer Stelle der Hauptstraße gegenüber der Kirche hat, ist ein 1833 aufgeführter Bau mit klassizistischen Grundzügen.
Bevölkerung und Wirtschaft
Bevölkerung. - Bis in die 1960er Jahre hinein lebte die Einwohnerschaft von Öllingen vorwiegend von der Land- und Forstwirtschaft. Ihre dominierende Stellung wurde erst ab 1970 vom Produzierenden Gewerbe abgelöst. Ein beständiges Anwachsen der Einwohnerzahlen bis .1871 (390E), ein Rückgang bis 1895 (373E) und ein erneuter Anstieg bis 1910 (391E.) prägte die Bevölkerungsentwicklung im 19 Jh. Zwischen 1834 (359E.) und 1910 (391E.) wuchs die Ortsbevölkerung um 8,9 %. Dass die Einwohnerzahl aufgrund des zu unterstellenden Geburtenüberschusses - er betrug zwischen 1896 und 1905 beispielsweise 54 Personen- nicht stärker stieg, hat zuletzt an der hohen Kindersterblichkeit- im genannten Zeitraum machte er 28% aus- wie auch an den zahlreichen Ab- und Auswanderungen jener Zeit gelegen, von denen eine 1854 in die USA bezeugt ist.'
Die Lücken durch Kriegsverluste (1 Weltkrieg 25, 2.Weltkrieg 35 Gefallene, was 6,4% und 10,4% der jeweiligen Vorkriegsbevölkerung entsprach).konnten erst durch den Zuzug von Heimatvertriebenen geschlossen werden, von denen 102 bis 1950 (449 E) in Öllingen eine Bleibe gefunden hatten. Sie stammten aus der Tschechoslowakei (47), aus Rumänien(38) und aus den ehem. Reichsgebieten Östlich von Oder und Neiße (l7).
Da wegen seiner landwirtschaftlichen Struktur viele Heimatvertriebene keine Erwerbsmöglichkeit im Ort fanden, waren 62 von ihnen bis 1951(321E) wieder abgewandert. Trotz eines Wanderungsverlustes Mitte der 70er Jahre trugen Geburtenüberschuss und Wanderungsgewinn bis 1970 (383E) und dann wieder bis zur VZ 1987 (397E.,davon 201 w) zu einer insgesamt positiven Bevölkerungsentwicklung bei, an der Ausländer (1987:2,5%) erheblichen Anteil hatten.
Die Anzahl der Erwerbstätigen am Wohnort verringerte sich von 1961 über 1970 bis 1987 von 210 über 201 auf 193 Personen. Während die in der Land- und Forstwirtschaft Beschäftigten anteilmäßig von 63,8 % über 45,3% auf 19,7% zurückgegangen waren, konnten das Produzierende Gewerbe Steigerungen von 28,6% über 34,3% auf 46,1% und Handel und Verkehr von 5,2% über 5% auf 10,9% verzeichnen; der Anteil der Übrigen Bereiche wuchs von 1961 bis 1987 von 2,4% auf 23,3% an. Die Erwerbsquote sank von 65,4% über 52,4% auf 49,6%, der Anteil der erwerbstätigen Frauen von 47,6% über 49,3% auf 35,2%.
. Konfessionen: 1895 lebten in dem ev. Pfarrdorf ausschließlich Evangelische. Nachkriegsbedingt betrug 1950 der Anteil der Katholiken 13,1%; er verringerte sich bis 1961 auf 8,4% und stieg bis 1970 erneut an (9,4%).Ähnliche Schwankungen unterlag der ev. Bevölkerungsanteil (86,6%-91,6%). Bei der VZ 1987 bekannten sich 81,1% zum ev. Glauben, 9,6% zum katholischen; 6,1% (darunter 2,5% Moslems) gaben andere Bekenntnisse an.
Land- und Forstwirtschaft. - Trotz der Entwicklung des Ortes zu einer Auspendlergemeinde in der Nachkriegszeit spielt die Landwirtschaft im Erwerbsleben in der Gegenwart immer noch eine ansehnliche Rolle.
Zur agrarischen Bodennutzung im 19.Jh. liegen als älteste einige Angaben von 1836 vor, nach denen damals auf das ausschließlich nach den Regeln der Dreifelderwirtschaft genutzte Ackerland 1761 M, auf das Wiesenland 106 M, und auf Oedungen und Weiden 36 M entfielen. Als Besonderheiten werden der Anbau von Flachs, Pariser Golderbsen und auch der von Hopfen(seit 1825) genannt. Zu einer als gut bezeichneten Obstzucht gehörten vereinzelt auch Walnussbäume. Ausführliche Angaben enthält die OAB von 1897. Von der damals 604 ha umfassenden Anbaufläche entfielen im Durchschnitt der Jahre 1893/1895 auf den Getreidebau 401 ha, darunter 145ha auf Dinkel mit Emer und Einkorn, 97ha auf die Gerste, 65 ha auf den Hafer, 60 ha auf Mischfrucht und 22ha auf den Roggen. Nach dem System der Verbesserten Dreifelderwirtschaft überwog im Anbau der Brachzelge der von Klee, Rüben und Kartoffeln; Ackerweide und Brache kamen noch auf etwa ein Zehntel des Ackerlandes. Rotklee (31ha), Luzerne (5ha) und Esparsette (5ha) bestimmten, den Futterpflanzenanbau Dessen Gesamtareal (41ha) ungefähr dem des fast ausschließlich aus zweimähdigen Wiesen bestehenden Dauergrünlandes (39ha) entsprach. Innerhalb des Hackfruchtbaues (54 ha) stand die Kartoffel (32 ha) an erster Stelle. Der Raps nahm noch etwa 16 ha und der Flachs etwa 3 ha ein, während der Hopfenanbau bereits ganz eingestellt worden war. Der durch eine Gemeindebaumschule unterstützte Obstbau war mit 1110 Bäumen in Zunahme begriffen. An künstlichen Düngemitteln fanden Thomasmehl und in geringem Umfang Kainit und an technischen Betriebsmitteln eiserne Eggen und zwei Dreschmaschinen Verwendung.
Nach der Bodennutzugserhebung 1987 steht der Getreidebau mit insgesamt 320 ha (52,6%) er LF der örtlichen Betriebe(608ha) nach wie vor an der Spitze, wobei der 'Weizen mit 147ha als Hauptgetreideart hervortritt, gefolgt von der Gerste(123ha) und dem Hafer (28ha). Stark zugenommen haben die Flächen des Dauergrünlandes (auf 149ha) und der Futterpflanzen, von deren 95ha zwei Drittel auf Grün- und Silomais entfallen. Infolge seines arbeitsintensiven Charakters wird der Anbau von Hackfrüchten nur noch auf 14ha betrieben, von denen die Kartoffel 4ha einnimmt.
In der Nutztierhaltung hatte sich die Zahl der Pferde zwischen 1816 und 1933 kontinuierlich von 59 auf 70 gesteigert und lag noch 1950 bei 64; sie fiel bis 1988 unter dem Einfluss der Motorisierung auf 6 ausschließlich dem Reitsport dienende Tiere zurück. Der Rinderbestand hat sich im Zeitraum 1816-1897 von 218 auf 461 Tiere vermehrt, nahm bis 1982, dem Jahr des bisherigen Höchststandes, nochmals auf über das Doppelte (962 Tiere) zu und verharrt seitdem ungefähr auf diesem Stand (1988: 896 Tiere). Der Schweinebestand, der sich von 69 im Jahre 1816 über 91 (1897) und 348 (1950) auf 983 Tiere (1965) erhöhte, hat sich in der Folgezeit fast verdreifach (1988: 2736Tiere). Uneinheitlich verlief die Entwicklung der Geflügelhaltung, deren Tierzahl sich von 788 (1897) auf 1229 (1933) steigerte und nach 1965 zurückging (1988: 965 Tiere). Für die Schafhaltung, die in den Jahren 1816, 1897 und 1933 jeweils über 200 Tiere umfasste, ist in jüngerer Zeit en deutlicher Abschwung zu verzeichnen (1988:72Tiere).
Der Anteil der Berufszugehörigen der Land- und Forstwirtschaft an der Gesamtbevölkerung fiel bereits bis 1950 auf 44,1% ab. 1987 gehören noch 19,7% der Erwerbstätigen zum primären Sektor. Bei vorwiegend üblicher Geschlossene Vererbung verringerte sich die Zahl der Betriebe mit 0,5 und mehr ha von 1895 bis 1933 von 58 auf 44; erst nach 1966 sank die Zahl weiter auf 35 (1981) ab, wobei im Gesamtzeitraum die Durchschnittliche Betriebsgröße von 10,5ha auf 17,3ha Nutzfläche anstieg. Derzeit bestehen noch 15 Vollerwerbsbetriebe mit einer Größe von 20-55ha LF. Zur Verbesserung der Agrarstruktur sind 1892-93 (70ha betreffend) und 1965-67 Flurbereinigungen durchgeführt sowie 1960-72 drei Aussiedlerhöfe angelegt worden.
Die 174ha große Waldfläche der Gemarkung (1985) besteht zu 25% aus Staats-und zu 75% aus Privatwald. Der 1836 noch nicht auftretende Nadelwald kommt heute auf eine Quote von 46%.
Gewerbliche Wirtschaft und Verkehr. - Neben der Landwirtschaft als Basis kam dem Gewerbe in Öllingen, vor allem bis in die 2.Hälfte des 19.Jh., beachtliche Bedeutung zu. So wurden 1831 allein 33 Handwerksmeister mit 27 Gesellen registriert, unter ihnen 18 Leinewebermeister mit 26 Gehilfen. Zwei Drittel der Leineweber betrieben ihr Gewerbe auf eigene Rechnung, während der Rest von Verlegern abhängig war. Auch je 3 Metzger und Schneider (1 Geselle) übten ihren Beruf aus. Ferner gab es in Öllingen je 2 Bäcker, Schuhmacher und Wagner, je einen Küfer, Hufschmied und Schreiner. Eine Bierbrauerei und Essigsiederei sowie 2 Branntweinbrennereien vervollständigten das Gewerbe. Im Laufe der folgenden 60 Jahre kam es zu beträchtlichen Umschichtungen innerhalb der gewerblichen Wirtschaft. 1894 waren nur noch 3 Leinewebermeister mit geringen Umsätzen übriggeblieben. Dafür hatte sich inzwischen das Baugewerbe mit 5 Maurern und 4 Zimmerleuten neu etabliert'
Insgesamt war die Zahl der Haushalte mit Gewerbetreibenden erstaunlich konstant geblieben.1895 waren 21,6% der Erwerbstätigen im Wirtschaftsbereich Handwerk und Industrie beschäftigt. Ein Einbruch erfolgte allerdings um die Jahrhundertwende, denn 1907 Betrug ihr Anteil nur noch 9,5%. Bis 1933 stieg es zwar leicht auf 12,2% an, doch erst der kriegsbedingte Zuzug von Vertriebenen ließ bis 1950 den in Handwerk und Industrie tätigen Bevölkerungsanteil auf 32,1% anwachsen. 1968 bestanden 8 Handwerksunternehmen mit 16 Beschäftigten, die bis 1977 auf 4 Betriebe mit 12 tätigen Personen schrumpften. Von diesen gehörte je einer dem Bau- und Ausbau-, Metall-, Holz- und Nahrungsmittelgewerbe an. Heute sind u. a. eine Sägerei, ein Installateur sowie eine Landmaschinen- und Schlepperfirma, daneben je ein Maurer- und Bäckerreibetrieb dem gewerblichen Sektor zuzuordnen.
Der Absatz der überschüssigen landwirtschaftlichen Produkte und die Versorgung der Einwohnerschaft lag vielfach in Händen auswärtiger Händler und Institutionen (Schrannen Märkte). Um 1830 wurden Getreideüberschüsse gewöhnlich nach Ulm zur Schranne gebracht. Die zeitweilige Spezialität der Landwirtschaft, Pariser Erbsen, fanden, da sie sehr begehrt waren, an Ort und Stelle auswärtige Käufer. Rindermastvieh kauften Händler aus der Gegend von Göppingen und Stuttgart auf; auswärtige Händler verfrachteten Milchschweine bis in die Schweiz und nach Memmingen.' Schafe veräußerten die Einheimischen vielfach auf dem Markt in Heidenheim, während die Wolle von Marnern aus Giengen a. d. Brenz den Schafhaltern bereits im Hause abgenommen wurde.
Überschüssiges Geflügel fand in Ulm Absatz. Aufgrund der Zunahme der wirtschaftlichen Aktivitäten in der benachbarten Stadt Langenau gegen Ende des 19.Jh.wurden um 1894 Getreide Raps Flachs Heu und Kartoffeln meist dorthin veräußert, Vieh und Schweine vornehmlich an dortige Händler und Metzger - abgesetzt und u. a. Jungstämme für den Obstbau von Langenau bezogen. Daher wurden neben den Giengener die Langenauer Märkte regelmäßig besucht, während Ulm vor allem zum Verkauf von Wolle und zum Kauf von Ferkeln aufgesucht wurde.
Von den gewerblichen Gütern fanden vor allem die Erzeugnisse der Weberei, besonders in der 1. Hälfte des 19. Jh., Fernabsatz. Dabei schaltete sich in den 1830er Jahren ein Öllinger Weber aktiv ins Handelsgeschäft ein und organisierte einen lebhaften Leinwandhandel ins Ausland. Der Textilabsatz kam aber in der 2. Jahrhunderthälfte fast völlig zum Erliegen. Einzelhändler gab es im 19.Jh. kaum. Gegen Ende des Jahrhunderts gab es 2 ganz kleine Geschäfte für den Einzelverkauf. Die Statistik belegt, dass 1895 nur ein einziger Bürger Handel trieb. Erst ab 1933 setzte mit damals 7 tätigen Personen (3,3%) eine dauerhafte Entwicklung ein. Der Anteil der Erwerbsbevölkerung in diesem Wirtschaftsbereich blieb mit 3,8% im Jahre 1950 und 5% (1970) zunächst noch gering, stieg aber bis 1987 auf -10,9% an.
Verkehr: Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in Rammingen und Langenau. Dem Individualverkehr dienen drei Kreisstraßen: die K 7306 nach Rammingen und dem dortigen Bahnhof, die K 7307 in Richtung Langenau bzw. K7307/3022 nach Bissingen (Stadt Herbrechtingen, Lkr. Heidenheim) sowie die K.7309 nach Setzingen Ballendorf –Altheim (Alb)-Sontbergen (Gde Gerstten Lkr. Heidenheim). Am -öffentlichen Nahverkehr hat Öllingen durch seine Lage an der Buslinie von Ulm und Langenau nach Giengen a. d. Brenz und Heidenheim a. d. Brenz und zurück teil, die bis zu 15mal an Schultagen befahren wird.
Die übrigen Wirtschaftsbereiche beschäftigen 1895 2,6% der Erwerbstätigen.1907 'waren es 3%, 1933 nur noch 2,3 %, 1950 gerade 3,8 % und 1961 wieder nur 2,4%.Erst ab den 60er Jahren ist ein kräftiger Auftrieb (1970:15,4%) festzustellen der sich bis 1987(23,3%) weiter fortsetzte.- 1831 wurde in Öllingen eine Bierschänke registriert, während fünf Jahre später von einer Schildwirtschaft die Rede ist. Für 1894 sind 2 Gastwirtschaften und eine Schankwirtschaft bekannt. Heute sind zwei Gaststätten vorhanden.- Für Bankgeschäfte aller Art stehen die Raiffeisenbank Öllingen eG, eine Zweigstelle der Langenauer Raiffeisenbank sowie die nebenamtlich besetzte Zweigstelle Öllingen der Sparkasse Ulm zur Verfügung.
Wie in anderen kleineren Gemeinden des Kreises ist auch in Öllingen zwischen 1970 und 1987 die Zahl der Arbeitsstätten (um 10 auf 13) und die der Beschäftigten (um 13 auf 31) zurückgegangen. Sechs Arbeitsstätten waren 1987 Ein-Mann-Betriebe, fünf Beschäftigten 2-4, die übrigen zwei 5-9 Personen. Je drei Betriebe waren den Wirtschaftsabteilungen Verarbeitendes Gewerbe (12 Beschäftigte), Handel und Kreditinstitute (jeweils 3) zuzuordnen.
. Öffentliches Leben
Öllingen hart trotz einer äußerst geringen Einwohnerzahl - es nimmt den 1079. Platz aller 1111 Gemeinden des Landes ein – aufgrund der Mitgliedschaft im GVV Langenau die Kommunalreform der 1970er Jahre unbeschadet überstanden. Die Gemeinde ist als Mitglied gleichzeitig auch Sitz der Zweckverbände Unteres Lonetal und Albwasserversorgungsgruppe XI.
- Ab 1938 bis zu seiner Auflösung Ende 1972 gehörte Öllingen dem Lkr. Ulm, davor (seit 1810) dem OA Ulm an. Zwischen 1802 und 1810 war der Ort bayerisch. Der OAB von 1897 zufolge war das ev. Pfarrdorf als Gemeinde III. Klasse( 7 Gemeinderäte) klassifiziert.
Es Findet sich auch über unsere Geschichte noch einiges an wissenswertem in der Kreisbeschreibung von 1992. Dieses wird in den unten abgelegten Dateien nochmals aufgeführt, ist aber teilweise dasselbe wie der bisherige Text.
. Geschichte
Siedlung und Gemarkung. –Öllingen, dessen Name - um 1110 (Kop. 16.Jh.) Elingen, 1143 Ellingen – von dem PN Ello abgeleitet ist, gehört zur ältesten Siedlungsschicht. Es liegt in fruchtbarer Gemarkung an der alten Straße Langenau – Bissingen, auch Öllinger Steige genannt. Die Ackerflur bildeten die drei Esche- gegen Rammingen,-gegen Setzingen,- und gegen Wettingen (so schon 1474).1583 wird neben dem Ramminger und dem Setzinger Esch als drittes Feld eines Hofes das Esch -Burkhart- genannt. Dieses deutet wohl nicht auf eine abgegangene Burg hin, sondern eher auf ein 1474 im Setzinger Feld erwähntes Birkhaim oder Birckach. Eine Wüstung dieses Namens lag vielleicht westlich von Öllingen beim Birkenfeld (FN) und den schon auf Setzinger Gemarkung liegenden Birkenfeldäckern (FN). . Auch das 1474 und 1583 genannte- zu Urbach-, das als Flurname 1km südöstlich von Öllingen erhalten blieb, könnte eine Kleinsiedlung gewesen sein. Möglicherweise lag hier auch einst ein Hof Stelfingen, dessen Flur sich als Feldlehen länger erhielt. Nördlich von Öllingen bezeugen noch heute die Tadelfinger Äcker den abgegangenen Weiler Tadelfingen, der allerdings in den Setzinger Zehnt gehörte und wohl von dort aus besiedelt worden war. Anderseits bildete ein auf Asselfinger Gemarkung östlich von Lindenau abgegangenes Blenhart einen Zehntbezirk der Pfarrei Öllingen. Es ist fraglich, ob, wie die Pfarrei einst auch die Gemarkung von Öllingen weit nach Osten reichte. Dann wären wohl erst mir der Übereignung von Lindenau und Rammingen an Kl. Kaisheim diese beiden zu einer Einheit geworden, und es ließen sich die Gemarkungsverhältnisse von dort erklären.
Herrschaft. - Nach Öllingen nannte sich um 1100 ein Adelhelm, der Kl. Hirsau je eine Hube am Ort und in Asselfingen schenkte. Auch wird ein Ministeriale des Bischofs Walter von Augsburg, der vor 1143 Besitz in Ballhart (Gkg Setzingen) an Kl. Anhausen gab, wohl in dieselbe Familie gehört haben. Ein Adelssitz ist auf der Gemarkung bisher nicht nachgewiesen, auch wenn die Eschbezeichnung –Burkhart- (1583) dafür sprechen könnte. Wahrscheinlich war der benachbarte Adel von Asselfingen verwandt und dadurch Besitznachfolger. Die wesentlichen Herrschaftsrechte lagen aber bei der Stubersheim-Ravensburg-Albecker Sippe, von der sowohl die elchingische Grundherrschaft mir Vogtei als auch die des Wengenklosters herrührte, ebenso bei den schwäbischen Pfalzgrafen, die ihr Kl. Anhausen hier begüterten. In den größeren Familienzusammenhang, der auf die Hupaldinger zurückgeht (vgl. Rammingen), gehörten auch die Grafen-von Berg, von denen Markgraf Heinrich von Burgau, schon als Herr der Herrschaft Albeck, 1286 das Kl. Kaisheim mit ererbtem Besitz beschenkte.
Als mit der Herrschaft Albeck 1383 auch Öllingen an die Reichsstadt Ulm überging, war es deren Bestreben, zu der hohen Obrigkeit über den Gesamtort auch die Vogtei über die fremdherrischen Güter oder diese selbst zu erlangen. 1426 erwarb es mit dem Besitz des Hans Strölin aus Ulm auch das Vogtrecht. Im 16.Jh. gelang es der Reichsstadt, durch Verträge mit den Klöstern Kaisheim, Elchingen und dem Wengenkloster deren Niedergericht auf den engeren Hofbereich zu begrenzen, so dass Ulm allmählich auf der ganzen Feldflur alleinige Herrschaft war. Zwei Erblehen (je 14 ½ J) des Kl. Anhausen waren 1474 dem Kloster-und der Stadt Ulm vogtbar, für den übrigen Klosterbesitz war es Württemberg als Klostervogt. Mit dem Erwerb der anhausischen Güter 1536 und des herbrechtingischen sowie des elchingischen Besitzes 1607von Württemberg kam jeweils auch die Hofgerichtsbarkeit an Ulm. Über den Besitz des Ulmer Spitals und der Hütte war die Reichsstadt schon jeher Vogt. So war seit dem 17.Jh. alle hohe und niedere Obrigkeit bei Ulm.
Öllingen gehörte seit Beginn der ulmischen Herrschaft zum Amt, später OA Langenau. Zum Dienst für das Amt waren nach dem Salbuch von 1515 alle verpflichtet, die Pferde ihr Eigen nannten. Auch mussten als Vogtrechtsabgabe 20 Imi Haber und für die Haltung-des Groß- und Kleinviehs 18 hlr von der Gemeindegezahlt werden. Bis zum Ende des Alten Reiches blieben diese Abgaben bestehen. Der Ort kam 1803 an Bayern, 1810 an Württemberg, OA Albeck, 1819 OA Ulm.
Grundherrschaft.
- 1447 klagte Kl. Kaisheim vor dem Ulmer Gericht wegen unberechtigten Viehtriebs gegen die-Grundherren von Öllingen: die Äbte von Anhausen Und von Elchingen, der Propst von Herbrechtingen, das Stift Wiesensteig, die D.O.- Kommende Ulm, das Wengenkloster, Prediger, Barfüßer und die Sammlung zu Ulm, das Kl. Söflingen, die Stadt Ulm selbst sowie der Pfarrer von (Iller-)Zell. Nicht von allen diesen Grundherrschaften sind nähere Nachrichten erhalten.
Unter den Stiftungsgütern für Kl. Anhausen befand sich 1143 auch eine –fiscalis curtis- (= Maierhof mit Zubehör). Es war der größte Hof des Dorfes; mit 85 J Acker, 13 Tw Wiesen und 100 J –Maierholz-. (1474) kam er neben drei kleineren Lehen (11-23J) 1536 durch Tausch von Württemberg an Ulm. Dem Kl. Elchingen gehörten 1225 3 Huben. Als Ulm 1607 die elchingischen Güter erwarb, waren es 1 Hof (38J Acker, 5Tw Mahd und 50J Holz), 2 Lehen (11 und 15J) sowie 5 Selden. Im gleichen Jahr kaufte die Reichsstadt von Württemberg das seit 1314 bezeugte herbrechtingische Hofgut (1583: 27J) und ein behaustes Lehen bei der Kirche (11J). Größeren Besitz erhielt das Kl. Kaisheim von Markgraf Heinrich von Berg-Burgau: 1286 2 Huben mit allen Rechten sowie 1298 das Eigentumsrecht an 2 weiteren Huben, die Adelheid gen. von-Asselfingen als Lehen von den Burgauern besaß und an Kaisheim geben wollte.
Auch Pfaff Konrad zu Rammingen verkaufte 1339 ein Widemgut seiner Kirche in Öllingen an das. Kloster. Dieses besaß nach seinem Urbar aus dem 14.Jh. 2 Güter und 3 Huben im Ort. Von diesen war die letztgenannte das Widemgut von 1339, die beiden Anderen waren die von Markgraf Heinrich 1298 übereigneten Huben, welche der Abt 1305 wiederum an Adelheid von Asselfingen als Zinslehen gegen 1 Pfund Wachs verliehen hatte. In der Folge hat es diesen Besitz auch nicht halten können. 1563 hatte es nur noch 1 Hube, 1 Lehen und etwas Holz.
Über die Ehe der erwähnten Adelheid mit Ulrich Fulhin gen. von Brixen kamen Güter an diese Familie. Sifrit Fulhin stiftete 1341 der Schwesternsammlung zu Ulm einen kleinen Hof. Dieser erscheint 1438 als ein Gut von 18 1/2J im Urbar des Sammlungsstiftes. Einen vom Reich zu Lehen gehenden Hof besaßen 1366/67 die Roth von Schreckenstein zu Ulm, von denen zeitweilig Ulrich von Rammingen eine Hälfte erwarb.
Unbekannt ist, woher der große Besitz der Familie Strölin in Ulm stammte, den Hans Strölin 1426 für 160fl an die Stadt Ulm verkaufte. Er umfasste außer dem Vogtrecht 3 Güter, 2 Lehen, 3 Selden, die Tafer und 2 Hölzer und muss von daher letztlich wohl auf den früheren Ortsadel, wahrscheinlich über die von Asselfingen (s.d.), zurückgehen. Es war der erste Besitz, den die Stadt in Öllingen überhaupt erwarb. Der erst 1543 bezeugte Hof des Wengenklosters (mit 65 1/2J Acker der zweitgrößte des Dorfes) stammt wohl von den Stiftern des Klosters, also den Albeckern selbst. Auf seinem Grund waren 5 Selden entstanden. Das Kl. Mödlingen verkaufte 1344 an Walter Ehinger 1 Hube mit 2 Selden, die er zu einer Jahrzeitstiftung dem Spital der Reichen Siechen zu St. Katharina vermachte. 1522 befanden sich unter der Verwaltung des Heiliggeistspitals ein dem Katharinenspital gehörendes Hofgut (41J) und 5 Selden sowie ein Lehen des Barfüßerklosters(14 1/2J); später galten sie als unmittelbarer Spitalbesitz. Auch der Deutsche Orden in Ulm besaß 1Hof, den es 1299 von Otto von Berg erkauft hatte und auf dessen Eigenschaft Graf Ulrich von Helfenstein verzichtet hatte. Die Ulmer Münsterbauhütte erwarb 1468 einen Hof (32J Acker) von Hans Schlummberg, dem es diesen Hof als Erblehen wieder überließ. Die Ulmer Familie Ehinger besaß 1604 noch zwei kleinere Güter. 1609 kaufte der Ulmer Rat ein der Pfarrei Illerzell gehörendes Gut (12 1/2J), dessen Anfänge vielleicht bei den Dillingern liegen.
Die Stadt Ulm hat erst nach und nach größeren Besitz erlangt, wobei die 1536 ertauschten anhausischen Güter und die elchingischen und herbrechtingischen Güter (1607 erworben) von besonderem Gewicht waren (s.o.). Mit 3 Hofgütern, 11 z.T. behausten Lehen, 1 Feldlehen und 16 Selden war sie im 17./18.Jh. der größte Grundbesitzer, zumal ihr indirekt auch der Besitz des Spitals und der Hütte unterstand. Einzige größere Grundherrschaft war daneben nur noch das Wengenkloster.
Gemeinde.
- Obwohl Öllingen zum Amt Langenau gehörte, hatte es doch schon im 16.Jh. ein eigenes Dorfgericht, das unter dem Vorsitz eines von Ulm ernannten Schultheißen stand. Als 1577 das Gericht neu bestellt wurde, hatte er das Vorschlagsrecht für die zu den fünf alten hinzukommenden vier neuen Richter. Das Gericht bestand alsdann aus 6 Bauern (darunter der Schultheiß) und 4 Seldnern, die zugleich Weber waren. Im 18.Jh. hatte sich die Zahl der Richter auf 12 erhöht, es waren je 6 Bauern und Seldner (davon 5 Weber und 1 Schuhmacher). Über Gemeindeberechtigung, Gemeindenutzung und –besitz ist nichts überliefert. Von den Gemeindediensten -wohl die in ulmischen Dörfern üblichen- werden 1577 die Gemeindepfleger genannt, sowie anlässlich eines Vergleichs der Gemeinde Öllingen mir der Gemeinde Rammingen über die Hegung der jungen Hölzer 1569 die –Vierleut-; gemeint sind wohl die Gemeindepfleger.
Kirche und Schule.
- Die Kirche erweist sich durch Kirchensatz und Patrozinium St. Ulrich (1604) als eine Gründung der Grafen von Dillingen bzw. ihrer Nachkommen, aus deren Familie Bischof Ulrich von Augsburg stammte. Sie muss also nach 993 (Kanonisation Ulrichs) geweiht worden sein, bis dahin wird Öllingen in den Sprengel der alten Martinskirche in Langenau gehört haben. In neuerer Zeit nennt sich auch die Öllinger Kirche nach dem hl. Martin, der vielleicht einmal Nebenpatron gewesen ist. Das Patronatsrecht stand im Mittelalter dem Propst von Wiesensteig zu. Außer der Pfarrkirche gab es eine Gertrudenkapelle, die im Südosten des Dorfes gestanden haben soll und 1567 abgebrochen wurde. Denn ihr zustehenden Zehnt verpfändete 1373 Graf Heinrich von Werdenberg an den Ulmer Bürger Hundfuß. Wohl denselben Zehnt erwarb 1387 der Ulmer Rat von dem Gmünder Bürger Peter Wolff. Dieser oder ein anderer Teilzehnt stand 1522 dem Spital zu. Der Zehnt der abgegangenen Siedlung Tadelfingen gehörte in die Pfarrei Setzingen. Dem Ortspfarrer kam der Zehnt der Wüstung Blenhart auf der Gemarkung Rammingen zu.
Nachrichten über die Reformation sind nur spärlich vorhanden. Sie musste gegen den Widerstand des Propstes von Wiesensteig durchgesetzt werden. Der von diesem ernannte Pfarrer nahm 1531 die ulmischen 18 Glaubensartikel an, doch scheint er daraufhin von der Pfarrei entfernt worden zu sein. 1539 war der Ort ohne Pfarrer und sollte vom Prädikanten zu Langenau mitversehen werden; der aber erklärte, es nicht zu können. Der erste bekannte evangelische Prädikant war nach einem Öllinger Verzeichnis 1543 Michael Weikmann aus Ulm. 1557 wurde Öllingen vom Pfarrer von Asselfingen betreut, doch nahm die Gemeinde an seinem Lebenswandel Anstoß und verlangte einen besseren Prädikanten. Auf Drängen des Ulmer Rates ließen die Chorherren 1558 durch die Grafen von Helfenstein einen evangelischen Pfarrer einsetzen. Mit ihm beginnen 1560 Tauf-, Ehe- und Sterberegister der Pfarrei. Im 16. und 17.Jh.wurde zeitweise die evangelisch Pfarrei Bissingen von Öllingen aus Versehen, zeitweise auch umgekehrt.
Im Jahr 1589 wandte sich der Pfarrer an den Magistrat wegen Errichtung einer Schulstube; er hielt wohl selbst auch den Unterricht. Erst 1650, als die Gemeinde um einen eigenen Schulmeister bat und dafür auch die Besoldung anbot, wurde dieser bewilligt.
Bevölkerung und Wirtschaft.
- Zur Zeit der großen Steuerschätzung 1544 waren 44 Personen zur Vermögenssteuer verpflichtet, 12 nur zur Kopfsteuer. Darunter waren.11Beiwohner, die Zahl der Bauern und Seldner also 45, außerdem wurden 13 Knechte gezählt. Bei der Schätzung von 1604 waren es 17 Beiwohner, offensichtlich vermehrt um ein paar ehemalige Knechte, deren es jetzt nur noch 8 gab. So ist auch die Bevölkerungszahl fast gleich geblieben(1544: ca. 250,1604: 265 Personen). Unter den 1604 genannten Berufen fallen der -Vogt zu Kleinenholz- (?) und 4 Maurer auf, die vielleicht in Langenau arbeiteten.
Am Anfang des 18.Jh. lag die Einwohnerzahl nach den Kriegen des 17.Jh. unter dem Stand des 16.Jh. 1708 wohnten in 42 Häusern 11 Vollbauern, 6 halbe Bauern, 15 Tagelöhner, 16 Handwerker und nur 1 Beiwohner, aber noch 11 Arme, Witwen und Waisen. Ihren Unterhalt fanden danach die meisten in der Landwirtschaft. 1759 betrug die Ackerfläche 672J, 'Wiesen und Mähder 135 Tw. Dabei überwogen die gültbaren Güter mit 599 J und 125 Tw die eigenen (73J und knapp 10Tw). Von 55 Häusern gehörten jedoch 34 ihren Besitzern. Die Höfe waren 24-79J groß, die Lehengüter.(sicher z. T. ehemalige Huben) 10-15 J. Durch sie konnten einige Seldner zu Halbbauern aufsteigen. Mit ein paar Höfen war Waldbesitz verbunden; so gehörten zum. ehemals elchingischen Hof 15 J, zum anhausischen (Maier-)Hof 100J Holz. Der Viehbestand betrug 1759 56Pferde, 131 Rinder (darunter 102 Kühe), 147 Schafe und 41 Schweine. Bis zum Ende des Jahrhunderts wuchs mit der Bevölkerung (1777: 297, 1798: 328 Personen) auch die Anzahl des Viehs: 58 Pferde, 207 Rinder (darunter 76 Kälber), 341 Schafe und 64Schweine.
Die kein oder wenig Land besitzende Bevölkerung muss arm gewesen sein, darauf weist 1708 die hohe Zahl der Tagelöhner, vor allem der Weber hin. 1774 sollen 45 Webstühle in Betrieb gewesen sein. Von den konzessionierten Gewerben ist die Gastwirtschaft 1426, die Schmiede 1604 bezeugt, eine Bierbrauerei wurde 1616 genehmigt.
Wirtschaftliche Bedeutung hatten auch die Gewinnung und der Handel mit Sand aus dem zwischen Öllingen und Rammingen gelegenen Sandberg.
Abgegangene Siedlungen. - Stelfingen, mutmaßliche Wüstung. 1710 wird das sog. Stelfinger Lehen erwähnt, das aus 15 J Acker 17 ½ J Holz bestand. Es war 1536 mit dem ehemals anhausischen Besitz an Ulm gekommen. - Tadelfingen, nördlich von Öllingen, FN Tadelfinger Acker. 1438 (Kop. 1707) Tagelfingen, 1723 Dadelfingen.
Damals bereits Feldlehen des Kl. Anhausen, 1536 an Ulm gekommen. Es waren 11 3/4i J Acker (1538,1723) in 3 Eschen, zeitweise von Öllingen oder von Setzingen aus bebaut. Tadelfingen war Zehntbezirk der Setzinger Pfarrei.
Quellen, gedr.:WUB II S. 27, V S. 415, IX S.72, 349, XI 165, 230, 245.-CDS S. 32.-U Pfarrk. Ulm Nr. 232, 233. - UB Kaish. Nr.413. - Kaish. Urb. S.285, 306, 308. - UUB II,1 S.245,248,260,II,2 S. 608,648.- Endriß, Visitationen 1 S.156-. Rippmann, Visitationen S..134. ungedr.: HStAS H 102/5Bd.1, H 113Bd.3, H 202Bd.100, 101, H 235 Bd.321-. StadtA Ulm 2056, A3124, A (7109), A, [7134], Rep.I S. 400f., 753, 912, Rep.Il fol.791, 795, 1318.
Literatur: Grees, Unterschichten S 245f.- Evangelische Ulrichskirche in Öllingen. Einweihung nach der Erneuerung am Sonntag 25.April 1976.[ Öllingen 1976) - Neusser S.175.
Stelfngen: H 202 Bd.101l.
Tadelfingen: HStAS H 113 Bd.3, H 202 Bd.103.
Kurzinformationen über Öllingen, das Lonetal und seine umliegende Orte finden sie im Buch von Herrn Hans-Günter Waiblinger
Langenau (Ein kurzweiliger Führer durch die Stadt zwischen Alb und Donaumoos sowie ihre nähere und weitere Umgebung) das im Geiger-Verlag, Horb am Neckar erschienen ist.